Der Handel mit Strom ist ein komplexes Konstrukt, bei dem viele verschiedene Akteure ihre Finger im Spiel haben. So gibt es auf dem Strommarkt unterschiedlichste Marktrollen wie Stromlieferanten, Stromverkäufer oder Stromeinkäufer, die alle auf ihre eigene Weise Einfluss auf den Strompreis haben. Mehr zum Strommarkt, seinen Funktionen und seinen Akteuren finden Sie in unserem Beitrag zum Strommarkt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen Terminmarkt und Spotmarkt.

Worin genau die Unterschiede zwischen beiden liegen und wie die Strombeschaffung über den Terminmarkt sowie über den Spotmarkt funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der Strom von der Börse – darum gibt es die EEX

Die Energiebörse European Energy Exchange (EEX) hat ihren Sitz in Leipzig und gilt als der größte Handelsplatz für Energie in Europa. Hier findet der freie Handel mit Strom, Erdgas, Kohl und Öl, mit energienahen Agrar- und Frachtprodukten sowie mit Emissionsberechtigungen in Form von CO2-Zertifikaten statt. Das macht die EEX zu einem ganz entscheidenden Schauplatz für den deutschen und den europäischen Strommarkt. Dabei bietet die Strombörse verschiedenste Handelsmodelle für den Verkauf und Kauf von Strom, wozu der Terminmarkt und der Spotmarkt gehören.

Strombeschaffung – Unterschied zwischen OTC- und Börsenhandel

Der mit etwa 75 Prozent größte Teil des Stromhandels findet immer noch außerhalb der Strombörse statt, und zwar als Handel „Over-the-Counter“ („über die Ladentheke“), kurz OTC.
Im OTC-Handel wird der Strom entweder über einen Broker gehandelt oder Anbieter und Käufer kennen sich. Dabei orientiert sich der durchschnittliche Strompreis im OTC-Handel in der Regel am offiziellen Börsenstrompreis.
Doch was ist der Unterschied zwischen OTC- und Börsenhandel?
Die Preise unterscheiden sich kaum. Preisdifferenzen gleichen sich im OTC-Handel schnell aus, da Händler immer dort kaufen, wo Strom am günstigsten ist. Im Unterschied zum Börsenhandel sind die Produkte im OTC-Handel nicht standardisiert. Ebenfalls muss im Grundsatz die Absicherung gegen Risiken in jedem Kaufvertrag neu ausgehandelt werden. Inzwischen werden jedoch 95 Prozent des außerbörslichen Handels mit dem vom europäische Energiehandelsverband EFET (European Federation of Energy Traders) entwickelten Standardvertrag abgewickelt. Trotz dieses Rahmenvertrages, der internationale Rechtsicherheit schafft bleiben die finanziellen und vertraglichen Risiken im OTC-Handel durch Fehlentscheidungen und Missverständnisse höher als im Börsenhandel.
In einem sind jedoch beide gleich: Sowohl im OTC-Handel wie auch an der Börse unterscheidet man beim Stromhandel zwischen Spot- und Terminmarkt.

Terminmarkt und Spotmarkt der EEX – das steckt dahinter

Wie bereits erläutert, gibt es an der Strombörse EEX zwei Modelle, um mit Strom zu handeln: den Terminmarkt und den Spotmarkt.

1. Der Spotmarkt

Der Spotmarkt der EEX befindet sich in Paris und wird von dem Tochterunternehmen European Power Exchange EPEX abgewickelt.
Zum Spotmarkt gehören der Intraday-Markt und der Day-Ahead-Markt. Der Intraday-Markt dient einer kurzfristigen Portfoliooptimierung und ermöglicht den Handel mit Strom für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich. Das Handelsmodell des Intraday-Marktes ist dabei der spontane Handel mit Strommengen für den laufenden Tag in Zeitspannen von Viertelstunden bis Stundenblöcken.

Hierbei kaufen Börsenteilnehmer, bedingt durch einen erhöhten Bedarf, zusätzliche Strommengen ein oder verkaufen überschüssige Mengen. Der Day-Ahead-Markt oder Auktionshandel dreht sich rund um den Handel mit Stromlieferungen für den jeweils kommenden Tag. Für die drei Marktgebiete Schweiz, Frankreich und Deutschland/Österreich gibt es pro Tag drei Stundenauktionen, bei denen die Veräußerung von Strom auf Grundlage von Auktionspreisen stattfindet.

Der Vorteil des Spotmarktes liegt darin, sehr kurzfristig auf Abweichungen von Verkaufsprognosen reagieren und auf diese Weise Schwankungen im Netz vermeiden zu können. So lassen sich Überschüsse und Fehlmengen ganz einfach ausgleichen.

2. Der Terminmarkt

Der Terminmarkt meint den Handel für Stromlieferungen mit einem längeren Vorlauf von bis zu sechs Jahren. Für 20 Marktgebiete in ganz Europa bietet der Terminmarkt sogenannte Futures an. Diese können sich sowohl über Wochen und Monate als auch über Quartale oder ganze Jahre erstrecken.

Im Detail unterscheidet man zwischen folgenden Futures:

  • Week-Futures: Wochenprodukte, bis zu fünf Wochen im Voraus
  • Weekend-Futures: Wochenend-Produkte, bis zu zwei Wochenenden im Voraus
  • Month-Futures: Monatsprodukte, bis zu zehn Monate im Voraus
  • Quarter-Futures: Quartalsprodukte, bis zu elf Quartale im Voraus
  • Year-Futures: Jahresprodukte, bis zu sechs Jahre im Voraus

Abhängig davon, um welchen Lieferzeitraum und welche Lieferzone es beim jeweiligen Handel geht, unterscheidet der Terminmarkt zwischen

  • Baseload (d.h. die Bandlieferung mit der nominierten Stromleistung in jeder Viertelstunde des Lieferzeitraums)
  • und Peakload (d.h. die Lieferung mit der nominierten Stromleistung an jedem Tag des Lieferzeitraums zwischen 8 und 20 Uhr)

Die handelbare Mindestmenge an Strom liegt bei 1 MW normierter Leistung. Futures lassen sich entweder als finanziell erfülltes Termingeschäft oder aber als physische Lieferung über den Strom-Spotmarkt umsetzen.

Oft am Terminmarkt praktiziert ist dabei die sogenannte Hedging-Strategie, also die Risikominderung mittels Investitionen. Das soll die starken Preisschwankungen, denen das Produkt Strom über die Jahre unterliegen kann, ausgleichen und mögliche finanzielle Verluste verhindern.

Die Zukunft von Terminmarkt und Spotmarkt

Gerade bei Produkten wie Strom kann es immer wieder zu wirtschaftlichen Unsicherheiten kommen. Auf der sicheren Seite ist deswegen derjenige, der sich am Terminmarkt orientiert. Denn hier beziehen sich Angebot und Nachfrage auf physische Stromlieferungen zu einem zukünftigen Zeitpunkt. Der Preis für die Ware richtet sich dabei nach dem Zeitpunkt, zu dem diese gekauft wurde, und nicht danach, wann sie ausgeliefert wird. Das beugt möglichen Risiken und finanziellen Verlusten vor und macht den Terminmarkt zu einem attraktiven Handelsmodell.