Die Anzahl von Biogasanlagen in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Damit gibt es eine besondere Herausforderung zu: die Entsorgung der Gärreste. Denn wo Biogas produziert wird, fallen Gärreste bzw. Gärprodukte an. Weil diese nicht „einfach so“ in die Umwelt gelangen dürfen, erfordern sie eine fachgerechte Lagerung. Damit dies gegeben ist, braucht jede Biogasanlage ein Gärrestlager. Doch Gärrestlager ist nicht gleich Gärrestlager.

Was Gärreste überhaupt sind, was es mit der Begrifflichkeit Gärprodukt auf sich hat und worauf Sie bei der Installation eines Gärrestlagers zwingend achten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gärrestlager im BHKW – so nutzen Sie es optimal
© Anton Baumann/ Kögelhof Mochenwangen

Das Gärrestlager – was genau ist das?

Biogas entsteht bei der anaeroben Zersetzung von Biomasse durch Mikroorganismen. Dieser Vorgang findet im Fermenter der Biogasanlage statt. Während des Zersetzungsprozesses werden jedoch nicht alle Bestandteile der Biomasse zu Biogas umgewandelt. So bleiben immer einige Reste übrig, die sogenannten Gärreste. Oftmals werden diese auch als Gärprodukt bezeichnet, sind sie doch keine Reste im eigentlichen Sinne. Denn das, was bei der Herstellung von Biogas übrig bleibt, ist weniger Rest, als vielmehr ein wertvolles Produkt. So lassen sich Gärprodukte sowohl für die Landwirtschaft, für den Garten- und Landschaftsbau sowie für Privatgärten sehr gewinnbringend einsetzen, sind sie doch ein hochwertiges und an humusbildenden Nährstoffen reiches Düngemittel. Gärreste bzw. Gärprodukte gibt es sowohl in fester als auch in flüssiger Form. Ist das Biogas fertig, stellt sich die Frage: Wohin mit den Resten? Die Antwort liefert das Gärrestlager.

Da aus den Gärresten immer noch Methan freigesetzt werden kann, ist nach §12 Absatz 3 der Düngeverordnung (DüV) sowie nach dem EEG 2012 festgelegt, dass die Gärreste mindestens 150 Tage in einem Gärrestlager aufbewahrt werden müssen. Sie direkt aus der Biogasanlage auf die eigenen Felder auszubringen, ist nicht erlaubt. Bei der Lagerung sollten Gärreste immer abgedeckt sein, um ausströmende Gerüche zu minimieren. Denn wenn es um die Akzeptanz von Biogasanlagen in der Gesellschaft geht, sind mögliche Gerüche nach wie vor ein Argument von Biogasgegnern gegen den Ausbau von Anlagen.

Das besondere an Gärresten ist, dass sie auf der einen Seite zwar schädlich für das Grundwasser sein können, auf der anderen jedoch sehr nützlich für die Landwirtschaft. Denn wegen ihres hohen Nährstoffgehalts lässt sich aus den Resten besonders hochwertiger, ökologisch wertvoller Dünger herstellen. Daher ist es, zusätzlich zu den rechtlichen Vorgaben, sehr sinnvoll, die Gärreste vernünftig in einem Gärrestlager aufzubewahren.

Diese Arten von Gärresten und Gärrestlager gibt es

Der Aggregatzustand der Gärreste hängt immer von der zuvor verwendeten Variante der Fermentation ab.

  • Flüssige Gärreste entstehen als Nebenprodukt der Nassfermentation. Bei dieser werden feuchte Substrate wie zum Beispiel Gülle, Speisereste oder Klärschlamm vergoren.
  • Feste Gärreste können sowohl bei der Trocken- als auch bei der Nassfermentation entstehen. Hierbei werden hauptsächlich stapelbare Substrate, wie Energiepflanzen, Festmist oder Grüngut vergoren.

Da einige Substrate aus den Gärresten – sollten sie ins Grundwasser gelangen – schädlich für die Umwelt sind, erfordern sie eine fachgerechte Lagerung. Dabei gibt es mit Hoch- oder Tiefbehältern aus Beton, Hochbehältern aus Stahl oder Lagunen mit Folienabdichtung zum Erdreich verschiedene Arten von Gärrestlagern für die ebenso verschiedenen Gärreste.

Flüssige Gärreste

Flüssige Gärreste lassen sich zum Beispiel in einem Erdbecken, in zylinderförmigen oder aber in rechteckigen Behältern lagern. Die am häufigsten verwendete Form sind stehende, runde Behälter, die einen ähnlichen Aufbau wie ein Fermenter haben. Für Gärrestlager von flüssigen Resten gibt es auch Modelle mit einem Rührwerk, meist einem Tauchmotorrührwerk, die sich zur Homogenisierung nutzen lassen. Bei allen Varianten ist es wichtig, dass sie mit einer Folie abgedeckt werden, um das weiterhin entstehende Biogas aufzufangen. Ein positiver Nebeneffekt der Folienabdeckung: Sie reduziert Gerüche automatisch und verhindert den Verlust von Nährstoffen.

Feste Gärreste

Für feste Gärreste gibt es drei Möglichkeiten, ein Gärrestlager zu errichten. So lassen sich die Reste entweder auf einer Fläche im Freien, in Hallen oder in mobilen Fahrsilos lagern. Wer sich für die Variante im Freien entscheidet, sollte die Gärreste auf jeden Fall mit einer Plane abdecken. Das verhindert, dass Regenwasser die Fermentationsrückstände ins Grundwasser spült. Außerdem befinden sich immer noch viele wertvolle Mikroorganismen in den Gärresten, aus denen sich weiteres Biogas gewinnen lässt. Bei festen Gärresten ist zudem besonders wichtig zu wissen, dass aus ihnen zusätzliche flüssige Reste austreten können. Auch diese müssen aufgefangen und zurück in den Fermenter geführt werden, weil sie auf keinen Fall ins Grundwasser gelangen dürfen.

Diese Vorteile bringen Gärreste mit

Der große Vorteil von Gärresten sind ihre optimalen Eigenschaften für einen Einsatz als landwirtschaftlicher Dünger. Im Unterschied zu Gülle können sie dabei mit einer ganz entscheidenden Sache punkten: Gärreste riechen weniger stark nach Ammoniak, was ein echtes Plus in Sachen Geruchsbelästigung ist.

Bei der Entstehung der Gärreste werden zudem viele Pathogene, also Krankheitserreger, abgetötet. Dadurch findet eine automatische Hygienisierung statt und eine zusätzliche Nachbehandlung ist nicht nötig. Durch die Trocknung im Gärrestlager verbessert sich zudem die Transportfähigkeit der Gärreste, was ebenfalls ein Vorteil für ihre Nutzung als Dünger ist. Landwirte, die in den Gärresthandel eintreten, können darüber hinaus verschiedene Siegel für ihre Gärreste erwerben, was deren Nutzung und Vertrieb wesentlich vereinfacht.

Ein Gärrestlager planen – darauf sollten Sie achten

Abschließend noch einige Hinweise für die Planung einer Gärrestanlage:

Der Bau einer Biogasanlage ist immer eine Entscheidung für die Zukunft. Und gerade das Gärrestlager sollte gut geplant und überlegt sein. Denn die rechtlichen Vorgaben zu den Lagerzeiten ändern sich immer wieder. Daher sollte man sicher stellen, dass es nicht nach einigen Jahren zu einem Platzproblem kommt, weil zu viele Reste für die vorhandene Fläche anfallen. Eine durch zu knappe Planung entstandene Erweiterung kann sehr teuer werden.

Ist die Entscheidung für Größe und Bauart des Gärrestlagers gefallen, gibt es noch einige weitere Punkte, die man beim Errichten des Gärrestlagers nicht vergessen sollte. So muss jedes Gärrestlager standsicher und dauerhaft dicht sein. Elastisch abgedichtete Fugen sind ebenfalls ein Muss. Wenn es notwendig ist, sollte das Lager auf jeden Fall auch gegen Auftrieb gesichert sein. Zudem muss es schnell, sicher und zuverlässig kontrollierbar sein. Gleiches gilt für mögliche Reparaturen. Auch diese sollten sich leicht erledigen lassen – was bereits bei der Anlagenplanung bedacht werden kann.

Bei einem Erdbecken ist zudem darauf zu achten, dass sich dieses nicht in einem Wasserschutzgebiet befindet und dass Befüllung sowie Entleerung von oben stattfinden können. Ein Festmistlager muss aus wasserundurchlässigem Beton gebaut sein, da niemals Jauche austreten darf. Diese muss zwingend in einer Grube gesammelt werden.

Wer sehr große Gärrestlager für neun Monate Lagerkapazität und damit zusammenhängend auch großvolumige Gasspeicher baut, muss zudem die Vorgaben der 12. BImSchV und die darin vorgegebene Mengenschwelle von 10.000 kg vorhandener Gasmasse beachten – ansonsten kann es im Schadensfall schwerwiegende finanzielle Folgen für den Anlagenbetreiber haben.