Sie gilt als der größte Handelsplatz für Energie in Europa: die Energiebörse European Energy Exchange, kurz EEX. Hier, an ihrem Sitz in Leipzig, findet der freie Handel mit Strom, Erdgas, Kohl und Öl sowie mit energienahen Agrar- und Frachtprodukten und Emissionsberechtigungen in Form von CO2-Zertifikaten statt. Damit ist die EEX ein absolut entscheidender Schauplatz für den deutschen und auch den europäischen Energiemarkt. Doch wie genau funktioniert diese Energiebörse eigentlich?

Einen Überblick über die EEX und ihre Angebote für das Stromgeschäft sowie alles über die wichtigsten Fakten der Energiebörse liefert Ihnen dieser Beitrag.

Die Energiebörse EEX als Teil der deutschen Börse – das steckt dahinter

Die Energiebörse EEX ist ein Teil der EEX Group, die weltweit an 17 Standorten vertreten ist und über 600 Handelsteilnehmer miteinander verbindet. Sie ist eine öffentlich-rechtliche Institution und unterliegt somit dem deutschen Börsengesetz. Das bedeutet, dass sämtliche Handelsvorgänge, die an der EEX stattfinden, durch das deutsche Recht reguliert sind. Betreibergesellschaft der Energiebörse ist die EEX AG, die wiederum mehrheitlich durch die Gruppe Deutsche Börse gehalten wird.

Um die Funktionen der Energiebörse EEX zu verstehen, ist es zunächst wichtig, die Funktionsweise des Strommarktes zu durchblicken. Denn dieser ist der Grund, warum es eine Börse wie die EEX überhaupt gibt. Als eine Art virtueller Marktplatz, auf dem der Handel mit elektrischer Energie in Form von Strom stattfindet, erfasst der Strommarkt sämtliche Energiemengen, die unter anderem in Kraftwerken, On- und Off-Shore-Anlangen oder in Biogasanlagen produziert werden. Von diesem Strommarkt aus erfolgt der Verkauf des Stroms an Unternehmen, die diesen dann entweder selber verbrauchen oder an Kunden weiterverkaufen. Am Handel mit dem Strom sind dabei unterschiedlichste Marktrollen beteiligt, zu denen unter anderem auch die Energiebörse gehört.

Spotmarkt, Termingeschäft und Co. – das passiert an der Energiebörse EEX

Die Voraussetzungen dafür, dass es eine Energiebörse wie die EEX überhaupt geben kann, ist ein liberaler Strommarkt. In Deutschland existiert dieser seit Ende der 1990er Jahre. Das bedeutet, dass für den Strommarkt genau die gleichen grundlegenden Wettbewerbsbedingungen gelten, die auch für jeden anderen Markt Gültigkeit haben. Auf dieser Basis haben sich drei Möglichkeiten des Stromhandels ergeben, um Angebot und Nachfrage zu regeln sowie gleichzeitig mit Strom als Ware zu handeln:

  1. durch Lieferverträge
  2. auf dem Regelleistungsmarkt
  3. an der Börse

Und damit kommt die EEX ins Spiel.

Neben der Möglichkeit, an der Energiebörse EEX CO2-Zertifikate, Kohle und Gas zu erwerben, erfolgt hier der Handel mit dem Produkt Strom. Dabei gibt es drei mögliche Wege, um mit diesem zu handeln: den Intraday-Markt, den Day-Ahead-Markt und den Terminmarkt.

1. Der Intraday-Markt

Diese Handelsform ist Teil des sogenannten EEX-Spotmarktes der Energiebörse EEX, der einer kurzfristigen Portfoliooptimierung dient und den Handel mit Strom für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich ermöglicht. Das Handelsmodell des Intraday-Marktes ist dabei der spontane Handel mit Strommengen für den laufenden Tag in Zeitspannen von Viertelstunden bis Stundenblöcken. Hierbei kaufen Börsenteilnehmer, bedingt durch einen erhöhten Bedarf, zusätzliche Strommengen ein oder verkaufen überschüssige Mengen. Der große Vorteil des Intraday-Marktes liegt darin, auch kurzfristig auf Abweichungen von Verkaufsprognosen reagieren und Fahrplanabweichungen vermeiden zu können.

2. Der Day-Ahead-Markt

Der Day-Ahead-Markt, auch Auktionshandel genannt, ist ebenfalls Teil des EEX-Spotmarktes der Energiebörse. Dieser dreht sich rund um den Handel mit Stromlieferungen für den jeweils kommenden Tag. Für die drei Marktgebiete Schweiz, Frankreich und Deutschland/Österreich gibt es pro Tag drei Stundenauktionen, bei denen die Veräußerung von Strom auf Grundlage von Auktionspreisen stattfindet. Dabei eröffnen die jeweiligen Gebote der Stundenauktionen die Chance, unterschiedliche Kauf- und Verkaufsmengen simultan zu platzieren. Je nach Auktion erfolgt dies zu verschiedensten Preisen.

3. Der Terminmarkt

Hinter dem Terminmarkt verbirgt sich der Handel für Stromlieferungen mit einem längeren Vorlauf von bis zu sechs Jahren. In diesem Zusammenhang bietet die Energiebörse für 20 Marktgebiete in ganz Europa sogenannte „Futures“ an. Diese können sich sowohl über Wochen und Monate als auch über Quartale oder ganze Jahre erstrecken. Abhängig davon, um welchen Lieferzeitraum und welche Lieferzone es beim jeweiligen Handel geht, unterscheidet der Terminmarkt zwischen

  • Baseload – der Bandlieferung mit der nominierten Stromleistung in jeder Viertelstunde des Lieferzeitraums
  • und Peakload – der Lieferung mit der nominierten Stromleistung an jedem Tag des Lieferzeitraums zwischen 8 und 20 Uhr

Wichtig ist: Die handelbare Mindestmenge an Strom ist 1 MW normierte Leistung. Zudem lassen sich Futures entweder als finanziell erfülltes Termingeschäft umsetzen oder aber als physische Lieferung über den Strom-Spotmarkt.

So gestalten sich Strompreise und Strommengen an der Energiebörse

Der Preis für Strom an der Energiebörse EEX bildet sich grundsätzlich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ¬– die sich auf dem Spotmarkt auf die physische Stromlieferung vom Folgetag beziehen. Auf dem Terminmarkt hingegen beziehen sich Angebot und Nachfrage auf physische Stromlieferungen zu einem zukünftigen Zeitpunkt oder aber auf das Recht, Strom zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft kaufen und verkaufen zu dürfen.

Da alle Stromanbieter an der Energiebörse EEX die gleiche Chance haben, ihren Strom zu den dort notierten Preisen zu veräußern, gilt der Preis für Strom an der EEX als Referenzpreis für den Strommarkt. Das bedeutet: Nirgendwo anders gibt es mehr Geld für den Strom, als an der EEX preislich festgelegt ist. Das Handelsvolumen von Strom an der Energiebörse EEX lag 2020 bei 622 TWh am Spotmarkt und bei rund 4.736 TWh am Terminmarkt. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 lag der (Brutto-) Stromverbrauch in Deutschland bei 580 TWh.

So wichtig und doch in der Kritik

Dass die Energiebörse EEX eine tragende Rolle für den gesamten Strommarkt spielt, steht außer Frage. Dennoch macht sie das nicht unantastbar. So hat es in der Vergangenheit oftmals Kritik bezüglich der Transparenz des Stromhandels an der Börse gegeben. Ursache dafür war, dass die Namen von Käufern und Verkäufern lange nicht öffentlich einsehbar waren – und das, obwohl die Energiebörse wie jedes andere Unternehmen aus der Energiebranche dazu verpflichtet ist, sämtliche (Insider-)Informationen umgehend zu veröffentlichen.

Mangelnde Transparenz war damit ein Vorwurf, der in der Vergangenheit immer wieder laut wurde, und die Energiebörse EEX letztendlich dazu gebracht hat, eine sogenannte EEX-Transparenzplattform ins Leben zu rufen. Auf dieser finden Interessierte seit einigen Jahren alle marktrelevanten Stromerzeugungs- und Stromverbrauchsdaten. Ziel ist es, die Transparenz auf dem Großhandelsmarkt für Strom zu erhöhen und gesetzliche sowie freiwillige Veröffentlichungspflichten der Branche zu erfüllen.