Brandschutz bei Biogasanlagen ist ein extrem wichtiges Thema. Denn Gas und Feuer sind nicht unbedingt die beste Kombination. Vor allem dann nicht, wenn sie ohne Kontrolle in einem Raum miteinander in Kontakt kommen – wie zum Beispiel in einer Biogasanlage. Ohne einen umfassenden Brandschutz kann sich Biogas nämlich urplötzlich in eine echte Gefahrenquelle verwandeln. Brandschutz spielt hier deswegen eine extrem wichtige Rolle, damit sich das hochentzündliche Gas gefahrlos herstellen und nutzen lässt.

Welche unterschiedlichen Ebenen und Maßnahmen des Brandschutzes bei Biogasanlagen dabei zwingend zu beachten sind, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gefahrgut Biogas? Brandschutz sollte oberste Priorität haben

Ganz allgemein gilt, dass jede Biogasanlage einer erhöhten Brandgefahr unterliegt. Der Grund dafür sind die natürlichen Eigenschaften von Biogas. Denn Hauptbestandteil des Gases ist das hochentzündliche Methan. Abhängig von den Substraten, die zur Biogasgewinnung eingesetzt sind, variiert der Methangehalt zwischen Werten von 50 Prozent bis 75 Prozent. Das bedeutet, dass auf jeden Fall mindestens die Hälfte des Biogases eine potenzielle Gefahrenquelle darstellt. Allein schon deswegen braucht eine Biogasanlage einen guten Brandschutz.
Doch das ist längst nicht der einzige Grund, warum Sie größten Wert auf den Brandschutz in Ihrer Biogasanlage legen sollten. Denn auch Stickstoff, Ammoniak, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff zählen zu den entzündlichen Bestandteilen von Biogas und sind somit weitere mögliche Gefahrenquellen. So legt die 12. BImSchV fest, dass Biogas zu den hochentzündlichen Gasen gehört, was laut dem „Global harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien“ (GHS) ein entzündbares Gas der Kategorie 1 (H220) ist. Um Explosionen vorzubeugen, müssen Anlagenbetreiber deshalb Vorsicht walten lassen und Brandursachen kennen.

Achtung, Explosion – diese Brandursachen gibt es

Brandschutz bei Biogasanlagen ist ein Muss. Denn immer wieder gibt es Schwachstellen, die letztendlich zu Bränden oder Explosionen führen. Die Gründe dafür sind vielfältig. So können zum Beispiel mechanische Gefährdungen einen Brand in der Biogasanlage auslösen. Gerade bei Arbeiten am Silo, an Gärbehältern oder an sich drehenden bzw. selbstanlaufenden Teilen sowie durch Schweißarbeiten am Fermenter kann es zu Beschädigungen der Anlage kommen. Die Folgen sind nicht selten Leckagen, an denen Biogas ungeschützt austritt.

Hinzu kommen elektrische Gefährdungen. Da in Biogasanlagen verschiedenste elektrische Arbeitsmittel wie beispielsweise BHKW, Steuerungen oder Rührwerke eingesetzt sind, kann es zu Kurzschlüssen oder anderen Gefahren durch Elektrizität kommen. Auch hier reicht schon ein kleiner Funke, um eine Explosion oder einen Brand auszulösen – mit möglicherweise schweren Folgen. Für jede Biogasanlage ist Brandschutz deswegen unerlässlich.

Fünf wichtige Aspekte für den Brandschutz bei Biogasanlagen

In Summe sind fünf Aspekte entscheidend beim Brandschutz in Biogasanlagen:

  1. Generelles Gefahrenpotenzial mit guter Planung mindern
  2. Frühzeitige Brandmeldung und -bekämpfung sicherstellen
  3. Brände auf eine möglichst kleine Fläche eingrenzen
  4. Folgeschäden geringhalten bzw. vermeiden
  5. Unterbrechungen im Betriebsablauf reduzieren

Ohne die passenden Schutzmaßnahmen darf keine Biogasanlage in Betrieb gehen.

Vierfach hält besser: So gehen Sie den Brandschutz richtig an

Um Ihre Biogasanlage und deren Brandschutz optimal zu gestalten, ist es entscheidend, dass dieser auf mehreren Ebenen stattfindet. Denn sämtliche Maßnahmen, die vor mechanischen, elektrischen und sonstigen Gefahren schützen sollen, benötigen eine umfassende Planung und Ausführung. Und diese sollten bestmöglich auf jeden Bereich Ihrer Biogasanlage abgestimmt sein. Die folgenden vier Aspekte geben Ihnen Orientierung:

1. Vorbeugender Brandschutz

Erst zu reagieren, wenn in der Anlage einmal ein Feuer ausgebrochen ist, um spätestens dann festzustellen, dass es irgendwo einen Fehler gegeben hat, ist definitiv kein guter Plan. Hier gilt der Spruch, dass man hinterher immer schlauer ist, deswegen nicht. Denn im Idealfall sollte es natürlich gar nicht erst so weit kommen. Deswegen ist der vorbeugende Brandschutz für jede Biogasanlage ein Muss.

Der vorbeugende Brandschutz beginnt bereits beim Bau der Anlage. Schon hier lässt sich nämlich die Basis dafür legen, dass Brände gar nicht erst entstehen oder aber Feuer und Rauch sich im Fall des Falles nicht ausbreiten können. Außerdem muss beim Anlagenbau ein Augenmerk auf den Verkehrs- und Rettungswegen liegen, damit Löscharbeiten sowie das Retten von Mensch und Tier ohne Komplikationen möglich ist. Hinzu kommen die Berücksichtigung von Schutzwänden und die sachgemäße Installation von elektrischen Anlagen. Das alles ist zwingend bei der Planung einer Biogasanlage zu berücksichtigen. Brandschutz startet nämlich lange vor der Inbetriebnahme.

2. Anlagentechnischer Brandschutz

Ein weiterer wichtiger Punkt, den jede Biogasanlage in Sachen Brandschutz erfüllen sollte, ist die Berücksichtigung anlagentechnischer Aspekte. So muss jede Anlage sowohl über Rauchwarnmelder und Feuerlöscher als auch über genügend Anschlüsse für Löschwasser verfügen. Der Bedarf an Letzterem wird individuell für jede Anlage ermittelt und auf die Risikosituation des jeweiligen Betriebs angepasst. Außerdem sollten BHKW-Aufstellräume über funktionsgeprüfte Gaswarnanlagen verfügen, die die Brand- und Explosionsgefahr mindern.

3. Abwehrender Brandschutz

Ist ein Feuer ausgebrochen, gilt es, so schnell wie möglich die Feuerwehr zu alarmieren. Dieser obliegt der abwehrende Brandschutz. Damit die Feuerwehr einen Brand zügig unter Kontrolle bekommt, ist es Pflicht, dass jede Biogasanlage für den Brandschutz entsprechende Feuerwehrpläne besitzt. Zudem sollten – wie bereits unter Punkt 2 erklärt –genügend Anschlüsse für Löschwasser vorhanden sein. Außerdem empfiehlt es sich, alle Personen, die an der Biogasanlagen arbeiten, mit regelmäßigen Übungen zu schulen. Begehungen und Einweisungen in Sachen Brandschutz sollten ebenfalls wiederholt stattfinden, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.

4. Organisatorischer Brandschutz

Für eine Biogasanlage ist Brandschutz gut und schön – solange alle, die auf irgendeine Weise an und mit der Anlage arbeiten, für die Einhaltung der Maßnahmen sorgen. Konkret bedeutet das: Brandschutz geht jeden etwas an. Denn nur, wenn alle Personen innerhalb eines Betriebs die festgelegten Brandschutzmaßnahmen einhalten, ist dieser garantiert. Das gilt deshalb nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Betriebsleitung sowie für Personen von Fremdfirmen. Aus diesem Grund sollte jeder Betrieb, der Biogasanlagen nutzt, eine Brandschutzordnung erstellen, an die sich alle halten müssen. Außerdem muss an Biogasanlagen ein generelles Rauchverbot und ein Verbot für offene Feuer gelten.

Einmal vorbereitet, immer abgesichert

Wichtig ist, dass auch der beste Brandschutz nicht zu einhundert Prozent sicher ist. Deswegen sollten alle Maßnahmen regelmäßig überprüft werden. Kommt es doch einmal zu einem Brand, ist schnelles Handeln entscheidend. Denn je schneller der Brand unter Kontrolle ist, desto geringer die Schäden.