Der Grundlastbetrieb, in dem die meisten Biogasanlagen heute fahren, könnte nach Expertenansicht nicht mehr unbedingt zukunftsfähig sein. Die Perspektive für die nächsten Jahre liegt im flexiblen und damit bedarfsgerechten Betrieb. Doch viele Anlagenbetreiber sind weiterhin zögerlich – dabei könnten (und sollten) sie durchaus noch mehr und auch größer flexibilisieren. Wie Sie sich und Ihre Anlage damit für die Zukunft wappnen können und warum Sie sich so schnell wie möglich noch die Flexibilitätsprämie sichern sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Fakt ist: Die Biogas-Branche ist im Umbruch. Um da mitzuhalten, müssen Anlagenbetreiber radikal umdenken. Natürlich fallen solche Veränderungen nicht leicht. Und sie erfordern Mut. Doch schaut man sich an, was die Zukunft bringen wird, sind sie absolut nötig:
Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien
Der schrittweise Ausstieg aus der Kernkraft ist in vollem Gange. Aktuell wird auch ein frühzeitiger Ausstieg aus der Kohleenergie stärker denn je gefordert und diskutiert. Ersatz und Kompensation muss her. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bei 65 % liegen, 2017 machte er gerade einmal 37 % aus. Sonne und Wind werden die Hauptlieferanten für grünen Strom sein, doch sie haben Mankos – sie stehen nicht immer zur Verfügung und können auch nicht so einfach gespeichert werden. Biogas, dem Allrounder unter den regenerativen Energien, könnte deshalb in Zukunft eine Schlüsselrolle beim Erreichen der Klimaziele zukommen: mit Biogas kann man gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen, Erdgas ersetzen, es ist halt- und speicherbar.
Wollen Sie die Chancen der Zukunft nutzen und Ihre Biogasanlage zu einem wichtigen Teil des zukünftigen Erneuerbare-Energien-Mixes machen, sollten (ja, müssen!) Sie jetzt flexibilisieren. Die Zusatzerlöse durch die Flexibilisierung können Ihre Anlage für einen zukünftig wirtschaftlichen Betrieb und den damit verbundenen Fortbestand der Anlage fit machen.
Und denken Sie ruhig groß, denn eine mutige Flexibilisierung wird Ihnen auch noch einen zukünftigen Wettbewerbsvorteil sichern (dazu mehr im nächsten Punkt).
Die Zukunft ist flexibel
Statt des bisherigen Dauerbetriebs sollen Biogasanlagen nur noch produzieren, wenn Sonne und Wind gerade nicht liefern. Ansonsten ruht das BHKW, um zu Zeiten höheren Bedarfs mit zusätzlicher Leistung einzuspeisen. Ein solches Umdenken geht allerdings nicht ohne die weitere Flexibilisierung der Anlagen. Obwohl nach Angaben der Bundesregierung die Zahl der für die Flexibilitätsprämie gemeldeten Biogasanlagen in den letzten Jahren stark gestiegen ist und schon etwa 4000 der rund 9000 Anlagen die Prämie in Anspruch nehmen, ist in Phasen hoher Wind- und Solarstromüberschüsse eine immer noch recht zurückhaltende flexible Fahrweise von Bioenergieanlagen zu erkennen. Viele Betreiber bieten stattdessen immer noch negative Regelleistung an – und verdienen damit auch Geld. Sie fragen sich, warum sie dies ändern sollten, außerdem lassen Betreiber auch ein zu kleiner Wärmespeicher oder eine falsche Kombination der Motorenleistung am Standort zögern. Manche empfinden auch den technischen Aufwand, um flexibel zu produzieren, als (zu) groß. Und schließlich haben auch vor allem die im Jahr 2016/17 recht geringen Erlöse auf dem Spotmarkt dazu beigetragen, die Anlagen eher verhalten flexibel zu fahren. Die Befürchtung allerdings, dass mehr als vier Starts und Stopps am Tag zu einem Verlust der Gewährleistung seitens des Herstellers führen könnten, brauchen Betreiber nicht mehr zu haben – hierzu gibt es mittlerweile Wartungspläne, die genau dies ausschließen.
Versucht man trotz der Bedenken, die man als Betreiber haben könnte, die Stromerzeugung soweit wie möglich in den bedarfsgerechten Betrieb zu verschieben, wird man mit ziemlicher Sicherheit finanziell belohnt werden. Speisen Sie Ihren Strom kontinuierlich ein, erhalten Sie dafür den Durchschnittswert aller Stunden, und der ist auf jeden Fall geringer als wenn Sie Ihren Strom gezielt zu Höchstpreiszeiten liefern. Analysen zeigen in diesem Zusammenhang, dass eine starke Flexibilisierung mit 2 bis 4-facher Überbauung das Erlöspotential an der Strombörse deutlich erhöht. Zusätzlich hat sich das Erlösniveau auf dem Spotmarkt seit Anfang 2018 wieder verbessert. Und es könnte in Zukunft weiter bergauf gehen, denn: sobald konventionelle Kraftwerke Schritt für Schritt vom Netz gehen und die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien zunimmt, werden diese den Preis stark beeinflussen. Die Preisausschläge am Strom-Spotmarkt werden aufgrund der EE-Anteile größer, die Stunden mit sehr hohen Preisen je MWh werden zunehmen. Das Jahr 2017 verzeichnete zwar mit 146 Stunden die bisher höchste Anzahl von Negativpreis-Stunden, gleichzeitig aber auch viele Stunden mit Preisen von über 100 Euro je Megawattstunde. Dies eröffnet den Markt für neue Geschäftsmodelle, die auf Flexibilität basieren (müssen). Indem ein möglichst hohes Potential aus der Direktvermarktung erschlossen wird, lässt sich gleichzeitig die Chance auf Anschlussförderung mit dem sogenannten Flexzuschlag erhöhen. Wir sind überzeugt: Flexible, optimierte Direktvermarktung macht Ihre Anlage fit für die Zukunft!
Die Zukunft braucht Zusatzerlöse
Um Ihre Anlage auch in den nächsten Jahren wirtschaftlich zu betreiben, braucht es Zusatzerlöse. Den größten Einfluss auf Mehrerlöse hat eine hohe Flexibilisierung: Je flexibler Sie Ihre Anlage fahren, desto mehr können Sie an den Strommärkten herausholen. Eine große Flexibilisierung sichert den Anlagenbetrieb auch nach dem 20-jährigen Förderzeitraum, da die geringen Vergütungen durch das Ausschreibungsverfahren für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage kaum ausreichen werden.
Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten wie etwa die Aufbereitung von Biogas zu Methan. Dies kann dann in das allgemeine Erdgasnetz eingespeist werden. Dann kann es wie Erdgas verwendet werden, wiederum zur Strom- und Wärmeproduktion dienen oder auch als Kraftstoff für erdgasbetriebene Fahrzeuge an Erdgastankstellen geliefert werden. Technisch möglich ist das bereits. Um Methan als Kraftstoff zu nutzen, wird es von Kohlenstoffdioxid und anderen Störstoffen in einer Gasaufbereitung getrennt und dann verdichtet. So erreicht das Biomethan Erdgasqualität und kann zur Betankung von Erdgasfahrzeugen eingesetzt werden. Dieses CNG (Compressed Natural Gas) wird rein rechnerisch allein aus Reststoffen hergestellt und ist damit umweltfreundlich, schont das Klima und ist mit 1,12 Euro/kg deutlich günstiger als konventioneller Kraftstoff. Verglichen mit Diesel stoßen Biomethan-Fahrzeuge etwa 90 Prozent weniger Co2 und 80 Prozent weniger Stickoxide aus. Allerdings ist diese Einsatzmöglichkeit momentan meist nur für größere Biogasanlagen wirtschaftlich interessant.
Ändert sich dies irgendwann, wäre es natürlich Ideal, Sie könnten als Anlagenbetreiber alle Ihre Nutzfahrzeuge mit selbst produziertem Biogas betanken, das aufbereitet direkt aus der Anlage in eine Zapfsäule strömt und entnommen werden kann. Erste Schlepper und Traktoren gibt es bereits. Und auch erste Praxisbeispiele wie etwa der „Energiehof Weitenau“ (energiehof-weitenau.de), der seine Biogasanlage überbaut hat und eine hofeigene CNG-Tankstelle betreibt, trauen sich, umzudenken.
Die Zukunft braucht eine effiziente Wärmeproduktion
Der Anteil Erneuerbarer Energien am Wärmemarkt stagniert schon seit Jahren bei rund 13 Prozent. Um die Energie- und Klimaziele zu erreichen, muss sich aber das Ausbautempo Erneuerbarer Wärme deutlich erhöhen. Gerade Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen können (und müssen!) hier einen wichtigen Teil beitragen. Nutzen lässt sich die in Ihrer Biogasanlage produzierte Wärme vielfältig: Sei es, dass Sie sie für die Beheizung Ihres Fermenters nutzen, um somit keine externe Wärme dazukaufen zu müssen und Ihr BHKW umweltfreundlicher (und rentabler) zu betreiben. Außerdem bieten sich auch Trocknungsanwendungen wie holzartige Biomasse (beispielsweise Pellets oder Hackschnitzel) oder die Aufbereitung von Gärresten an. Falls Sie die Möglichkeit haben, können Sie die Wärme auch in ein Nahwärmenetz einspeisen oder sie für Kältemaschinen nutzen, um damit etwa in Supermärkten zu kühlen oder Gebäude zu klimatisieren.
Dies alles sind wichtige Beiträge und Maßnahmen, um den Klimaplan und die Einsparung von CO2 in den verschiedenen Branchen voranzutreiben.
Grundsätzlich sind wir bei Energas der Meinung, dass Strom aus Biogas nur marktfähig ist, wenn er mit Wärmenutzung – und das bedeutet in Kraft-Wärme-Kopplung – erzeugt wird. Jeder Anlagenbetreiber wird deshalb über kurz oder lang die bestmögliche Wärmenutzung bei sich umsetzen müssen.
Betrachtet man all diese Zukunfts-Szenarien, liegt es auf der Hand: Biogasanlagen, die jetzt großzügig flexibilisiert werden, haben bald einen deutlichen Vorteil auf dem Markt. Flexibilisiert man jetzt mutig und durchdacht, macht man seine Biogasanlage dadurch zukunftssicher, wirtschaftlich erfolgreich und zu einem wichtigen Teil des zukünftigen Erneuerbare-Energien-Mixes. Doch die Betonung liegt auf dem Wörtchen „jetzt“ – denn es ist unsicher, wie lange es die Flexibilitätsprämie, die elementarer Bestandteil ist, damit Sie als Anlagenbetreiber eine große Überbauung stemmen können, noch geben wird. Ist der sogenannte Flexdeckel erreicht, werden keine neuen Prämien mehr ausbezahlt. Gefördert wird der Zubau bis zu einer Leistung von 1350 MW. Was genau danach kommt, weiß momentan keiner so genau. Aktuell hat niemand Planungssicherheit – doch die gesamte Branche bräuchte diese, damit anspruchsvolle und in der Planungsphase aufwändige Projekte realisiert beziehungsweise weiterverfolgt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung die Handhabung des Flexdeckels überdenkt – was wohl derzeit bereits passiert – und in eine positive Richtung anpasst.
Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie dennoch besser heute als morgen mit der Planung und dem Genehmigungsantrag beginnen, um noch rechtzeitig fertig zu werden und die Flexprämie zu bekommen. Denn mit 12 bis 18 Monaten für Planung, Genehmigung, Störfallverordnung und Finanzierung müssen Sie auf jeden Fall rechnen. Packen Sie es an, die Zukunft beginnt jetzt!
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