Wenn es mal wieder nach faulen Eiern riecht… könnte das an Ihrer Biogasanlage liegen. Denn bei der Herstellung von Biogas gibt es etliche potenzielle Geruchsquellen, deren Duftmarke nicht unbedingt immer gut riechend ist. Ein Grund zur Panik ist das nicht, lassen sich die meisten dieser Geruchsquellen doch mit einfachen Maßnahmen im Zaum halten. Dennoch gilt es für Anlagenbetreiber, Geruchsbelästigungen zu vermeiden und bestimmte gesetzliche Grenzwerte von Geruchsemissionen einzuhalten. Denn nur so kommt es nicht zu Beschwerden und Klagen aus der Nachbarschaft oder aber zu möglichen Gesundheitsrisiken. 

Welche Maßnahmen und technischen Hilfsmittel Ihnen bei der Geruchsminderung helfen und warum überhaupt in einer Biogasanlage Geruch entsteht, erfahren Sie in diesem Beitrag.  

Geruch bei Biogasanlagen: Grenzwerte lassen sich gar nicht so einfach festlegen 

Das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) legt fest, wie Betreiber einer Biogasanlage mit deren Geruch umzugehen haben. So steht in §22 sinngemäß, dass Anlagenbetreiber sämtliche durch einen Geruch bedingte, schädliche Umwelteinwirkungen, die nach Stand der Technik vermeidbar sind, unbedingt vermeiden sollen. Umwelteinwirkungen, die sich nicht durch technische Hilfsmittel vermeiden lassen, gilt es, auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Konkretisiert wird im BlmSchG jedoch nicht, ab wann Geruchsemissionen tatsächlich als schädlich gelten. Denn Fakt ist: Die Bewertung von Geruchsbelästigung ist gar nicht so einfach. „Ob eine Geruchsbelästigung als erheblich und damit als schädlich Umwelteinwirkung anzusehen ist, hängt u.a. von der Geruchsqualität, der Hedonik, der Intensität, der tages- und jahreszeitlichen Verteilung der Einwirkung sowie der Nutzung des Gebietes ab“, schreibt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Daher gibt bisher allein die Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) ein Bewertungskonzept sowie Grenzwerte für üble Gerüche vor. 

Das sind die häufigsten Geruchsquellen in Biogasanlagen

Ob Güllelager oder Fermenter, Nachgärbehälter oder Gärgut – wer Biogas produziert, schafft damit viele verschiedene potenzielle Geruchsquellen. Denn Fakt ist: Bei der Herstellung von Biogas arbeiten Bakterien ohne Sauerstoff. Wie das stinken kann, weiß jeder, der einmal an einem „umgekippten“ Gewässer vorbeigelaufen ist. Sobald bei einem chemischen Prozess nämlich der Sauerstoff fehlt, nehmen anaerobe Fäulnisgase Überhand und es stinkt. Das ist der Grund, warum auch in einer Biogasanlage Geruch entstehen kann.  
 
Hinzu kommt, dass nicht jede Biogasanlage reine Biomasse, wie zum Beispiel Grünschnitt oder Energiepflanzen, verwendet. So gibt es etliche Anlagen, die Biogas aus Gülle (welche per se eine Geruchsquelle sein kann) oder aber aus industriellen Abfällen herstellen. Gerade in letzteren sind oft sehr proteinreiche Substrate vorhanden, deren Vergärung zu einem hohem Anteil von Schwefelwasserstoff (H2S) im Endprodukt Biogas führen kann. Und schon produziert die Biogasanlage Geruch.  

Darum können sich Geruchsemissionen zu einem Problem entwickeln  

Sie fragen sich, wie Schwefelwasserstoff riecht? Tatsächlich nach faulen Eiern. Dass das unangenehm ist, steht außer Frage. Doch wie stark sich Menschen von diesen Dämpfen, die eine Biogasanlage als Geruch produziert, beeinflusst fühlen, ist ganz individuell. Denn das Geruchsempfinden ist immer subjektiv. Während manch einer das „Parfum“ von Gülle oder Fäulnis einfach hinnehmen kann, führt der gleiche Geruch bei einem anderen zu echten Krankheitsbildern und pathologischen Symptomen. Rein evolutionär betrachtet, alarmieren Geruchsreize den Körper nämlich zur Flucht oder zum Kampf. Denn Gestank bedeutet Gefahr. Das wiederum setzt den menschlichen Organismus unter Stress, was auf Dauer krank macht. 

Für den Anlagenbetreiber kann das schwere Folgen haben. Nicht selten gab es in der Vergangenheit Fälle, bei denen die Beschwerde wegen Geruchsbelästigung vor Gericht gelandet ist. Besser ist deswegen: Sobald eine Biogasanlage Geruch produziert, sollten Sie als Betreiber sofort handeln. Welche Maßnahmen Ihnen dabei helfen können, zeigt die folgende Auflistung: 

1. Kommunizieren und Aufklärungsarbeit leisten 

Die Biogasanlage verströmt Geruch? Das Beste, was Sie jetzt tun können, ist, die Nachbarschaft und sämtliche Anwohner zu informieren. Klären Sie auf, woher der Geruch kommt, und machen Sie deutlich, wie Sie das Problem in den Griff bekommen. Auch wichtig in diesem Zusammenhang: Nehmen Sie die Ängste und Bedenken anderer ernst. Eine offene Kommunikation ist meist die beste Strategie und der wichtigste Schritt, wenn es um die Geruchsbekämpfung geht.  

2. Richtiger Umgang mit Gärsubstraten und Gärgut 

Ganz gleich ob Transport, Anlieferung oder Lagerung – wer nicht will, dass seine Biogasanlage Geruch produziert, sollte viel Wert auf den adäquaten Umgang mit den Gärsubstraten legen. Dazu gehören: kurze Transportwege außerhalb von Wohngebieten, Transport in geschlossenen Behältern bzw. Gebinden, kürzere Lagerzeiten dank schneller Substratverarbeitung. Gleiches gilt auch für das nach der Biogasherstellung anfallende Gärgut. 

Zudem sollten Lagerungs- oder Silagesickerwasser immer in geschlossene Auffangbehälter oder aber direkt in die Vorgrube bzw. den Fermenter laufen.  

3. Geruchsdichte Deckel nutzen 

Sowohl bei der Hygienisierung und in der Vorgrube als auch bei der Lagerung des Gärguts kann die Biogasanlage Geruch verströmen. Hier bietet es sich an, auf entsprechende Abdeckungen zu setzen, die ein Austreten des Geruchs vermeiden.  

4. Für ausreichend große Gasspeicher sorgen 

Auch im Fermenter sowie im Nachgärbehälter kann eine Biogasanlage Geruch produzieren. Hier schafft eine ausreichend große Dimensionierung der Gasspeicher Abhilfe. Denn das hilft, mögliche Schwankungen bei der Gasproduktion sowie bei der Gasabnahme auszugleichen. Zudem ist es von Vorteil, einen Reservemotor oder eine Gasfackel zu haben, die einspringen können, sollte der BHKW-Motor einmal ausfallen. Außerdem sollte letzterer optimal auf die produzierte Biogasmenge und auf die Zusammensetzung des Gases ausgelegt sein.

5. Vorausschauende Anlagenplanung  

Geht es darum, den in einer Biogasanlage entstehenden Geruch zu vermeiden, sollten Anlagenbetreiber dies bereits lange vor Inbetriebnahme der Anlage berücksichtigen. Denn die Standortwahl kann in Bezug auf die Geruchsbelästigung eine große Rolle spielen. Je größer die Entfernung zu Wohngebieten oder zu einzelnen Nachbarn ist, umso kleiner gestaltet sich das Beschwerderisiko. Außerdem gilt auch hier: Wer Bürger und Nachbarn frühzeitig in die Anlagenplanung einbindet und mögliche Befürchtungen ernst nimmt, kann bereits im Vorfeld einiges an Sorgen und Ängsten eliminieren. Zudem bietet es sich an, in diesem Zusammenhang sämtliche Vorteile einer Biogasanlage sowie ihre Rolle im Hinblick auf die Energiewende klar zu kommunizieren. So fühlen sich Bürger und Nachbarn gehört und stehen dem Thema direkt positiver gegenüber.