Die Sicherung der Energieversorgung ist aktuell ein großes Thema, wenn nicht sogar das Thema überhaupt. Eine Sache darf darunter jedoch nicht leiden: die Energiewende. Denn trotz aller Diskussionen in Bezug auf die Versorgungssicherheit macht der Klimawandel keine Pause. Nach wie vor geht es darum, die passenden Technologien für eine umweltfreundliche Energieversorgung der Zukunft sowie geeignete Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden. Und die gibt es – wie sich nicht zuletzt auf dem B.KWK-Kongress in Berlin gezeigt hat.
Welche zentralen Botschaften beim B.KWK-Kongress im Fokus standen und wie die Energiewende wirklich zu schaffen ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
B.KWK-Kongress – was genau ist das?
B.KWK steht kurz für Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung. Dieser veranstaltet einmal im Jahr einen Kongress, bei dem sämtliche Themen rund um KWK-Technologien diskutiert werden. Ende September hat der diesjährige Kongress in Berlin stattgefunden, der einen klaren Fokus auf Wasserstoff und KWK bzw. wasserstofffähige KWK-Anlagen als Rückgrat des deutschen Energiesystems gelegt hat. Hierbei ging es um aktuelle Herausforderungen, mögliche Lösungen und beeindruckende Praxisbeispiele, die bereits heute schon zeigen, wie eine energiesichere Zukunft aussehen kann.
Die Herausforderungen der Energieversorgung als Schwerpunkt beim B.KWK-Kongress
Energiekrise, Gasmangel, Klimawandel – drei Aspekte, von denen jeder für sich genommen schon eine große, manchmal nahezu unlösbare Aufgabe darstellt. Gleichzeitig sind alle drei miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Und das nicht im positiven Sinne. Im Zusammenhang damit kamen auf dem B.KWK-Kongress drei wichtige Fragen auf:
- Wie lassen sich Energiewende und Unabhängigkeit von russischem Gas gleichzeitig schaffen?
- Wie lässt sich die Energieversorgung sicherer, bezahlbarer und klimafreundlicher machen?
- Wie muss der Mix aus intelligent vernetzten dezentralen Energielösungen auf Basis erneuerbarer Energien aussehen?
Der Abschied von Atom- und Kohlekraft ist ein Faktor, der die Dringlichkeit der Suche nach alternativen Energiequellen vorantreibt. Denn der Energiebedarf sinkt nicht proportional zur Abschaltung der Kohle- und Atomkraftwerke. Im Gegenteil – der Bedarf an Strom und Wärme nimmt stetig zu. Was bleibt, ist eine Lücke in der Energieversorgung, die mit zunehmendem Bedarf der Verbraucher nicht kleiner wird. Hinzu kommt die Volatilität der bereits etablierten erneuerbaren Energiequellen Wind und Sonne. Sie können die Lücke nicht verlässlich und dauerhaft schließen. Die Abhängigkeit des Landes und damit auch der Verbraucher von importiertem Gas tut ihr Übriges. Herausforderungen, die sich, so der Tenor beim B.KWK-Kongress, jedoch meistern ließen. Worauf es ankommt, ist die richtige Nutzung der richtigen Technologien.
Mit KWK und Wasserstoff in eine sichere Zukunft
Drei wichtige Botschaften wurden im Zusammenhang mit den Lösungen für Energiekrise und Klimawandel auf dem B.KWK-Kongress thematisiert:
1. Flexible Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für eine sichere und effiziente Strom- und Wärmeversorgung
Flexible KWK-Anlagen laufen bereits heute mit erneuerbaren Gasen wie beispielsweise Biogas und sind somit nicht auf fossile Brennstoffe als Antrieb angewiesen. Sie sind in der Lage, Strom und Wärme gleichzeitig und dezentral zu produzieren – klimaneutral und umweltfreundlich. Zudem überzeugen sie mit einer hohen Verfügbarkeit und Flexibilität, was sie optimal zur Deckung der Residuallast befähigt. In sogenannten Smart Grids können sie eine vom öffentlichen Stromnetz unabhängige Energieversorgung garantieren. Und: KWK-Anlagen lassen sich laut der Vortragenden beim B.KWK-Kongress jederzeit auf Wasserstoff umrüsten, sobald dieser verfügbar ist. Das bedeutet: Kein Carbon Lock-in und kein Stranded Asset.
2. Flexibilisierung von KWK-Anlagen zur verlässlichen Sicherung der Energieversorgung
Weg von wärmegeführten KWK-Anlagen – so der Appell auf dem B.KWK-Kongress! Worauf es laut den Experten in Zukunft ankäme, sei eine Ausrichtung der Energieerzeugung an der Ökostromerzeugung durch Wind und Photovoltaik. Denn nur mit einer stromgeführten Fahrweise lassen sich KWK-Anlagen flexibilisieren. Und das wiederum ist die Voraussetzung dafür, um die zukünftige Stromnachfrage bei Spitzenlasten decken zu können. Das, so die überwiegende Meinung auf dem B.KWK-Kongress, erfordere den Zubau steuerbarer Erzeugungskapazitäten sowie den Ausbau bereits bestehender Flexibilitäten.
3. Wasserstoff als CO₂-neutraler Brennstoff
Weder selbstentzündlich noch explosionsfähig noch oxidierend, nicht radioaktiv, ätzend oder giftig, stattdessen CO₂-neutral, umweltfreundlich, klimaschonend und nahezu unbegrenzt verfügbar – Wasserstoff wurde beim B.KWK-Kongress durchweg positiv betrachtet. Hinzu kommt eine im Vergleich zu Erd- oder Biogas wesentlich höhere Energieausbeute plus hervorragende Eigenschaften für den Einsatz als Brennstoff in einer BHKW- oder KWK-Anlage. Und: KWK-Aggregate können Strom und Wärme problemlos mit Wasserstoff erzeugen. Keine Frage, dass Wasserstoff in Bezug auf die klimafreundliche Energiegewinnung und eine sichere Energieversorgung hoch gehandelt wird.
Best Practice: Wasserstoff-KWK-Anlage in Hamburg
Wie gut die Umrüstung einer KWK-Anlage auf Wasserstoff funktionieren kann, lässt sich heute bereits in der Praxis zeigen: bei der HanseWerk Natur in Hamburg Othmarschen, ein Projekt, das ebenfalls auf dem B.KWK-Kongress vorgestellt wurde. 2020 wurde dabei der erste 1-MW-Motor im Feld auf Wasserstoff umgerüstet. Die Anlage lässt sich seitdem sowohl mit 100 Prozent Wasserstoff sowie mit variablen Wasserstoff-Erdgas-Gemischen betreiben.
Beispiele wie dieses sollen zeigen, dass die notwenigen Technologie bereits existieren. Jetzt muss der flächendeckende Ausbau von Wasserstoff-KWK-Anlagen angegangen werden.
Dabei gehe es jedoch nicht darum, so die Experten auf dem B.KWK-Kongress, dass man sich komplett vom Gas abwenden müsse. Denn Gas sei nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung. Das Problem sei der Lieferant Russland, was man immer im Hinterkopf haben sollte, wenn es um den Ausbau von KWK in Deutschland geht. Die Potenziale, von Energielieferanten wie Russland unabhängig zu werden, seien dank KWK enorm: In Deutschland ließen sich bis zu 40 Prozent des heute aus Russland importierten Gases ersetzen. Damit könnten Biogas- bzw. Biomethan-KWK-Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten.
Die aktuellen Hürden der flächendeckenden Umsetzung
Unterstrichen wurde beim B.KWK-Kongress jedoch auch: Das alles kann nur gelingen, wenn die regulatorischen Einschränkungen kurzfristig ausgesetzt werden. Denn die Voraussetzungen für ein Gelingen der Energiewende mit KWK, Wasserstoff und flexibilisierten Anlagen sind die richtigen politischen Rahmenbedingungen. So müsste die Politik zunächst die aktuelle Fehlförderung beenden und die Investitionssicherheit fördern, damit Betreiber eben solche Anlagen bauen – und zwar schon heute. Das wiederum bedeutet für die Industrie, die Entwicklung der Wasserstofffähigkeit voranzutreiben. Darüber hinaus sollte Biogas dort, wo es verfügbar ist, mehr für die Strom- und Wärmeerzeugung mit höchstem Wirkungsgrad und weniger in verflüssigter Form als Treibstoff für LKW verwendet werden. Denn nur so können Energiewende, Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit gelingen.