20,5 Milliarden Euro – so hoch war die Summe, die Unternehmen 2021 in die Deutsche Energiewirtschaft investiert haben. Mehr als zwei Drittel dieses Geldes flossen dabei in den Sektor der Stromversorgung. Alleine das zeigt die Wichtigkeit des Diskurses im vergangenen Jahr. Und auch 2022 bleibt das Thema aktuell: insolvente Stromanbieter, steigende Strompreise, Diskussionen um das Ende von Kohle- und Atomkraft. Die Energiewirtschaft ist in Bewegung und das bringt einige Veränderungen mit sich.
Einen Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse in der Energiewirtschaft im vergangenen Jahr sowie eine Vorausschau auf die Zukunft in 2022 erhalten Sie in diesem Beitrag.
Rekordsummen, steigender Primärenergieverbrauch, mehr Emissionen – die Energiewirtschaft in 2021
Neben der Automobilbranche gibt es in Deutschland keinen anderen Sektor, der so große Geldsummen in die Energiewirtschaft investiert wie die Unternehmen aus der Strom- und Gasbranche. Ersten Schätzungen zur Folge gehören letztere mit der Rekordinvestitionssumme von 20,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 zu den größten Investoren der Branche. Vor allem der Ausbau von Strom- und Gasnetzen konnte davon bereits profitieren.
Auch in den Bereichen von Stromerzeugungsanlagen, Fortleitungs- und Verteilungsanlagen sowie von Messstellen, IT und ähnlichen flossen einige Milliarden. Aktuelle Planungen der Stromversorger lassen vermuten, dass das Jahr 2022 mit einer neuen Rekordsumme an investierten Geldern aufwarten wird. Schätzungen prognostizieren Investitionen in Höhe von 16,1 Milliarden Euro in den Sektor der Stromversorgung. Das wäre ein Plus von fast einer Milliarde Euro im Vergleich zu 2021.
Steigender Marktanteil von Wärmepumpen
Doch das Engagement der Unternehmen ist nicht der einzige Faktor, der kennzeichnend für die positiven Entwicklungen der Energiewirtschaft des vergangenen Jahres steht. So gab es ebenfalls einen Aufwärtstrend im Ausbau der Ladeinfrastruktur für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wie Elektro- oder Gasmotoren – und das bei gleichzeitig steigenden Neuzulassungen. Zudem ist die Zahl der Baugenehmigungen auf rund 377.000 gestiegen, womit eine Steigerung des Marktanteils von Wärmepumpen in Neubauten von mehr als 40 Prozent zusammenhängt. Darüber hinaus hat die Konjunkturerholung 2021 für eine 2,8-prozentige Steigerung des Stromverbrauchs gesorgt. Das Niveau von 2019 ist damit allerdings noch nicht wieder erreicht. Gleiches gilt für den Primärenergieverbrauch.
Neben diesen guten Entwicklungen in der Energiewirtschaft hat es im letzten Jahr jedoch auch ein paar negative Aspekte gegeben. So musste der Sektor der erneuerbaren Energiekonzepte einen kleinen Dämpfer hinnehmen: Witterungsbedingt wurde im Vergleich zu den Jahren davor weniger Windstrom erzeugt. Damit ist der Anteil erneuerbarer Energien am Strommarkt gesunken, während Kohle und Kernenergie einen leichten Zuwachs hatten. Zudem ist der Erdgasverbrauch auf Grund des deutlich kühleren Wetters um 4 Prozent gestiegen. Im Zusammenhang damit haben sich auch die CO2-Emissionen um 13 Prozent erhöht.
Ein Rückschritt für regenerativen Energien?
Doch auch wenn der Bereich der erneuerbaren Energien 2021 ein Minus von 0,2 Prozent verzeichnen musste, zeigt ein Blick auf den Primärenergieverbrauch im gleichen Jahr generell ein positives Bild. So lag der Anteil erneuerbarer Energiekonzepte bei 16,1 Prozent, während Braun- und Steinkohle trotz eines Plus im Verbrauch nur einen Anteil von 9,3 Prozent bzw. 8,6 Prozent hatten. Dahinter folgte Kernenergie mit 6,2 Prozent. Spitzenreiter in Sachen Primärenergie waren Erdgas (26,7 Prozent) und Mineralöl (31,8 Prozent). 1,3 Prozent entfielen auf sonstige Energieträger. Und: Im direkten Vergleich der letzten zwanzig Jahre haben erneuerbare Energien damit einen stetigen Zuwachs in der Energiewirtschaft gehabt.
Ein ähnliches Bild zeigt der Blick auf die Energiewirtschaft und ihre Bruttostromerzeugung nach Energieträgern. Zwar ist auch hier ein leichtes Plus für die Nutzung von Braun- und Steinkohle zu verzeichnen, während erneuerbare Energiekonzepte einen leichten Rückgang einstecken mussten. So lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung 2020 bei 44,1 Prozent und 2021 bei 40,9 Prozent. Der Braunkohleanteil ist von 16,2 Prozent auf 18,6 Prozent gestiegen. Der Zuwachs an Kernenergie lag bei 0,5 Prozent (11,4 Prozent in 2020 und 11,9 Prozent in 2021). Dennoch ist diese Entwicklung nicht als Abwärtstrend der regenerativen Energiekonzepte zu sehen, da der Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft längst beschlossen ist.
Was diese Zahlen jedoch zeigen, ist, dass es neben Energie aus Wind, Sonne und Wasserkraft dringend weitere Alternativen zur Energieproduktion aus Kohle und Atomkraft braucht. Denn gerade in witterungsungünstigen, kalten Jahren steigt der Energiebedarf der Verbraucher weiter an. Und um diesen Bedarf versorgungssicher zu decken, sind verlässliche Energiekonzepte gefragt. Ohne sie hat die Energiewirtschaft ein ernstes Problem.
Quo vadis, Energiewirtschaft? Ein Blick in die nahe Zukunft
Die Entwicklungen im vergangenen Jahr zeigen also deutlich, dass die Energiewende weder geschafft ist noch dass die Energieversorgung der Zukunft verlässlich gesichert ist. Ja, die Unternehmen der Energiewirtschaft zählen zu den größten Investoren in Deutschland und tragen maßgeblich zum Wirtschaftswachstum bei. Aber das allein ist nicht der ausschlaggebende Punkt für eine erfolgreiche Energiewende.
Was die Energiewirtschaft braucht, sind nachhaltige und umweltfreundliche Alternativen, die die Energieversorgung in Deutschland sicherstellen können. Ein erster Schritt in diese Richtung sind die Pläne der Ampelregierung, 2022 unter anderem erneuerbare Konzepte wie die Energiegewinnung aus Windkraft- sowie Solaranlagen massiv auszubauen. Doch das ist nur der Anfang. Denn mit zunehmendem Anteil regenerativer Energien müssen neben der Infrastruktur auch gesicherte Leistungen zur Verfügung stehen. Nur dann kann der Energien-Mix der Energiewirtschaft ein wirklich grüner, nachhaltiger Mix werden.