2023 hat mal wieder mit einer Gesetzesnovelle begonnen – und zwar mit der aus energiepolitischer Sicht wohl größten seit Jahrzehnten. Die Rede ist vom EEG 2023. Seit dem 01. Januar 2023 gilt das überarbeitete Gesetz und stellt Betreiber von Biomethananlagen vor neue Herausforderungen. Denn mit den neuen Zielen zum Klimaschutz gelten auch neue Vorgaben für Biomethan-BHKW. Welche das sind, welche Auswirkungen die EEG-Novelle 2023 für Anlagenbetreiber hat und was Sie für die Genehmigung Ihrer Anlagen unbedingt berücksichtigen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Dieser Beitrag wurde am 03.05.2023 aktualisiert.
Ziele und Vorgaben – das EEG 2023 auf einen Blick
Deutschland soll klimaneutral werden und das bis 2045. So legen es die Änderungen der Bundesregierung im Klimaschutzgesetz fest. Das hat vielfältige Folgen, die auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) betreffen. Denn das EEG beinhaltet die Grundlagen dafür, dass Deutschland seine ambitionierten Klimaziele einhalten kann, indem es alle Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten deutschen Stromverbrauch definiert. Mit der Novelle des EEG 2023 soll der Ausbau erneuerbarer Energien und ihr Anteil am Bruttostromverbrauch deutlich vorangetrieben werden. Eine weitere Anpassung ist, dass das EEG 2023 erstmalig konsequent auf das Erreichen des 1,5-Grad-Zieles ausgerichtet ist, das nach dem Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt ist.
Dabei fokussiert sich die EEG-Novelle 2023 auf sämtliche Forderungen, die bis zu den Jahren 2030 und 2045 umgesetzt sein sollen. Außerdem konzentriert sich das EEG 2023 auf alle möglichen Ausbaupfade erneuerbarer Energiekonzepte.
Im nachfolgenden wollen wir auf die Änderungen im EEG eingehen, welche die Biomethanausschreibung betreffen. Dieses jüngst eingeführte Ausschreibungssegment erfährt nach gerade einmal zwei Jahren und zwei Ausschreibungsterminen eine Novellierung.
Hierbei wurden insbesondere die folgenden Anpassungen vorgenommen:
- Erhöhung der Ausschreibungsmengen
- Anpassung der Ausschreibungstermine
- Weitere Absenkung des „Maisdeckels“ (stufenweise auf 30 % bis 2026)
- Absenkungen der Höchstbemessungsleistung auf 10 % der installierten Leistung
- Einführung des „H2-ready“-Kriteriums
- Erhöhung des Vergütungshöchstwerts auf 19,31 ct/kWh (2023, danach jährliche Degression 1%)
Das gilt ab sofort für Biomethananlagen im EEG 2023
Betreiber von Biomethananlagen und solche, die es werden möchten, finden im EEG 2023 etliche Informationen, Regelungen und Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb solcher Anlagen auf einen Blick. Mit der EEG-Novelle 2023 haben sich in diesem Zusammenhang einige Aspekte geändert. Welche Regelungen das EEG für Biomethan jetzt neu festgesetzt hat und was Sie als (angehender) Anlagenbetreiber ab diesem Jahr unbedingt beachten sollten, finden Sie in der folgenden Übersicht:
1. Neue Ausschreibungsvolumina und Förderbedingungen
Während das Biomasse-Volumen mit dem EEG 2023 ab dem kommenden Jahr schrittweise abgesenkt werden soll, wartet auf das Ausschreibungsvolumen von Biomethananlagen das genaue Gegenteil. So wird dieses ab 2023 stufenweise auf 600 MW pro Jahr angehoben. Die Ausschreibung für Biomethananlagen findet ab diesem Jahr jeweils zum 01. April sowie zum 01. Oktober statt. Hinzu kommt, dass Biomethan im EEG 2023 nicht mehr in der Biomasse-Ausschreibung, sondern nur noch in der Biomethan-Ausschreibung förderfähig ist
2. H2-Readiness
Mit dem EEG 2023 gilt nicht nur die Vorgabe, dass in Zukunft nur noch Neuanlagen an Biomethanausschreibungen teilnehmen können. Es gilt auch, dass Biomethananlagen mit einer installierten Leistung von 10 MW oder mehr ab dem 01. Januar 2028 „H2-ready“ sein, also Strom auf Basis von Wasserstoff herstellen können müssen.
3. Hochflexible ‚Peaker‘-Anlagen
Durch die weitere Absenkung der Höchstbemessungsleistung der installierten Leistung von 15 % auf 10 % wird deutlich, wie der zukünftige Einsatz solcher Anlagen im Energiesystem gesehen wird. Als hochflexible Erzeuger sollen diese ‚Peaker‘-Anlagen die Residuallast decken.
Wieso sollten Sie Biomethan überhaupt nutzen und was ist das eigentlich?
Generell entsteht Biogas bei der natürlichen, anaeroben Zersetzung von organischem Material. Auf diese Weise bildet sich ein energiereiches Gasgemisch, das Biogas. Dieses lässt sich zu Strom, Wärme oder Treibstoff umwandeln. Damit sich das Biogas zum Beispiel als Alternative zu Erdgas oder anderen fossilen Brennstoffen nutzen lässt, gilt es in einem zweiten Schritt, die oft unerwünscht hohen Mengen an Kohlendioxid und Wasserdampf aus dem Biogas abzutrennen. Nach einer weiteren Reinigung, die der Aufwertung des Rohbiogases dient, liegt dann Biomethan als Endprodukt vor.
Biomethan erfreut sich zunehmender Beliebtheit, denn es gilt als echter Alleskönner. Es ist besonders vielseitig einsetzbar und in Bezug auf Luftschadstoffe und Treibhausgase sehr emissionsarm.
Zwar wird bei seiner Verbrennung auch CO2 freigesetzt. Dieses ist jedoch von der Biomasse schon in kurzer Zeit aus der Atmosphäre entnommen und gebunden worden. Bei nachwachsenden Rohstoffen kann das zum Beispiel innerhalb von nur einer Ernteperiode erfolgen. Aus diesen Gründen gelten Biomethan und Biomethananlagen als wichtige Bestandteile für eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Energieversorgung der Gegenwart und der Zukunft.
Für Anlagenbetreiber ist von Bedeutung, dass Biomethan-BHKW laut EEG 2023 einige entscheidende Besonderheiten erfüllen müssen. Hierzu gehört unter anderem, dass das von ihnen produzierte Biomethan in Deutschland in das Gasnetz eingespeist und erzeugter Strom über das Marktprämienmodell direktvermarktet werden muss – oder aber, dass die genutzten Rohstoffe bestimmte Anforderungen erfüllen müssen.
Diesen Anforderungen muss Ihr Biomethan-BHKW laut EEG 2023 genügen
Für gasförmige Brennstoffe wie Biogas und Biomethan legt das EEG 2023 eine Absenkung des sogenannten Maisdeckels, also eine Reduzierung des Einsatzes von Mais (und Getreidekorn), fest. So ist eine schrittweise Absenkung des Maisanteils ab 2024 von 40 % auf 35 % sowie ab 2026 auf 30 % geplant.
Auch im Segment der Förderung hat das EEG 2023 Änderungen im Gepäck. Denn ab sofort darf Biomethan seinen Einsatz nur noch in hochflexiblen Kraftwerken finden, die maximal an 10 % der Stunden pro Jahr Strom erzeugen.
Diese Randbedingungen für Biomethanlagen im EEG 2023 sollten Sie kennen
Neben den bereits genannten Kriterien gibt es noch weitere wichtige Punkte, die das EEG 2023 für Biomethananlagen festlegt. So muss eine Anlage im Vergleich zur Biomasseausschreibung kein Hocheffizienzkriterium erfüllen. Das bedeutet, dass eine Wärmenutzung nicht zwingend erforderlich ist. Dennoch ist es in der Praxis sinnvoll, eine Biomethananlage zum Beispiel in bestehende Wärmenetze zu integrieren.
Als förderberechtigt gelten laut EEG 2023 alle Biomethananlagen, die größer als 100 kWel sind und die zur Stromerzeugung ausschließlich Biomethan nutzen. Zudem gilt auch nach wie vor die Vorgabe, dass die Anlagen für eine Förderung in der Südregion liegen müssen.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Anlage von der technischen Auslegung richtig zu dimensionieren. Abhängig von diversen Kriterien, wie zum Beispiel den Wärmesenken oder dem Pufferspeicher, kann eine beispielhafte Auslegung des BHKW-Moduls darauf abzielen, dass die erzeugte Wärmemenge entsprechend genutzt werden und der erzeugte Strom eingespeist sowie am Markt vermarktet werden kann. Bestandsanlagen sind mit der Neufassung des EEG 2023 nicht mehr förderberechtigt im Rahmen der Biomethanausschreibung.
Darum sollten Sie an der Ausschreibung teilnehmen
Die Anforderungen für Biomethananlagen des EEG 2023 zu erfüllen, erfordert ein wenig Organisation, ist aber dennoch lohnenswert. Denn sowohl die Flexibilitätsprämie von 65 € pro kWel und Jahr über 20 Jahre als auch ein strommarktgeführter Betrieb können entscheidend zur Wirtschaftlichkeit der gesamten Anlage beitragen. Darüber hinaus kann eine bestehende Wärmesenke zusätzliche Erlöse durch den Wärmeverkauf generieren.
Prinzipiell ist eine Biomethananlage als Business-Case in jedem bestehenden Wärmenetz oder bei ähnlichem Einsatz zu betrachten und zu untersuchen. Hier punktet das Biomethan-BHKW durch die Spitzenlast-Substitution eines bestehenden Gaskessels gleich doppelt: Es deckt effizient (und umweltschonend) sowie wirtschaftlich die Spitzenlasten auf der Wärmeseite.
Das EEG 2023 auf einen Blick? Diese Zusammenfassung gibt Ihnen eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Punkte.
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