Bei der Kombination aus Biogasanlage und Energiepflanzen denken die meisten sofort an Mais. Logisch – so ist Mais bzw. Silomais doch nach wie vor das vorherrschende Gewächs, welches als Substrat in Biogasanlagen zum Einsatz kommt. Doch das man hierfür nur Mais nutzen kann, ist nicht gänzlich richtig. Denn mittlerweile gibt es etliche weitere Energiepflanzen, von denen manche hinsichtlich des Ertrags sogar sehr vielversprechend scheinen. Einer dieser „Newcomer“ ist die durchwachsene Silphie.

Die durchwachsene Silphie ist Ihnen (noch) kein Begriff? Kein Problem – in diesem Beitrag erfahren Sie alles über die Energiepflanze und ihren Anbau, ihre Vor- und Nachteile und ihr Potenzial für die Erzeugung von Biogas.

Was ist die durchwachsene Silphie?

Als hochwachsende, gelb blühende Energiepflanze zeigt die durchwachsene Silphie ihre Schönheit tatsächlich erst im zweiten Jahr nach der Aussaat. Denn typisch für diese Pflanze ist eine sehr langsame Jugendentwicklung mit einer eher niedrigen Blattrosette im ersten Jahr. Ist dieses Etablierungsjahr überstanden, so wächst die durchwachsene Silphie mit einem vierkantigen Stängel und großen, gegenständig angeordneten Blättern. Diese sind so angewachsen, dass sich Tauwasser besonders gut zwischen Blatt und Stängel ansammeln und die Pflanze mit Feuchtigkeit versorgen kann. Deswegen trägt die durchwachsene Silphie auch den Namen Becherpflanze. Einmal angepflanzt, ist sie an ein und demselben Standort gut zehn bis fünfzehn Jahre nutzbar – ohne dass der Boden darunter leidet.

Ursprünglich stammt die durchwachsene Silphie aus Nordamerika und gelangte bereits zu DDR-Zeiten über Russland in die damalige Deutsche Demokratische Republik. Dort testete man sie in der Landwirtschaft als Futterpflanze, was aber wenig vielversprechend war. Seit mehr als zehn Jahren laufen in der heutigen Bundesrepublik nun verschiedene Versuche, ob und in wieweit sich die Pflanze auch als Energiepflanze zur Erzeugung von Biogas eignet – mit Erfolg.

Von der Deckfrucht unter Mais zur ausgewachsenen Pflanze

Im zweiten Jahr nach der Aussaat, die im Frühjahr stattfindet, erreicht die durchwachsene Silphie eine Höhe von bis zu 3,5 Metern. Ende August, Anfang September, wenn etwa zwei Drittel der Pflanzen in voller Blüte stehen, beginnt die Erntezeit. Diese lässt sich mit einem Maishäcksler durchführen. Doch bis das tatsächlich passieren kann, vergeht zunächst ein oftmals kritisches erstes Jahr der Jugendentwicklung.

Da die durchwachsene Silphie im ersten Jahr sehr klein und zart wächst, sind die Konkurrenz durch Unkräuter und das Risiko der Spätverunkrautung sehr hoch. Eine Möglichkeit, diese eher schwierige, schutzbedürftige Phase zu umgehen, ist die direkte Pflanzung. Das ist jedoch eine teure Variante. Zudem gibt es mittlerweile auch sehr keimfähiges Saatgut. Empfiehlt es sich, die Energiepflanze als Deckfrucht unter Mais auszusäen.

Hierbei werden durchwachsene Silphie und Mais gemeinsam oder auch in zwei Saatvorgängen ausgebracht und wachsen im ersten Jahr gemeinsam hoch. Wichtig dabei ist eine ausreichende Wasserversorgung, da beide Pflanzen zu ihrer Entwicklung eine Menge Flüssigkeit benötigen. Nach einem Jahr wird der Mais abgeerntet. Die durchwachsene Silphie ist dann stark genug, um alleine weiterzuwachsen und dann im zweiten Jahr geerntet zu werden. Der Vorteil dabei ist, dass durch den Mais nicht nur das erste ertraglose Etablierungsjahr der durchwachsenen Silphie überbrückt, sondern diese selbst auch vor Verunkrautung geschützt ist.

Die durchwachsene Silphie: ihre (ökologischen) Vorteile

Mehrjährigkeit: Dadurch, dass die durchwachsene Silphie nur einer einmaligen Aussaat bedarf, entfallen in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahre ihrer Nutzung sowohl die Bodenbearbeitung für die Aussaat als auch das Ausbringen des Saatguts selbst.

Anspruchslosigkeit: Die durchwachsene Silphie hat einen sehr geringen Bedarf an Düngung. Es reicht aus, die Energiepflanze einmal im Jahr, am besten im Frühling, mit den Gärresten einer Biogasanlage zu düngen. Damit halten sich Schadstoff- und Umweltbelastung in sehr erträglichen Grenzen. Hinzu kommt, dass die Nutzpflanze auch auf hängigen, erosionsgefährdeten Äckern sowie an Bauläufen gut gedeiht.

Schädlingsresistenz: Bisher ist die durchwachsene Silphie weder für Krankheiten noch für Schädlinge anfällig. Zudem ist sie auch bei Jägern (und Landwirten) sehr beliebt, da sie keinen Reiz auf Wildschweine ausübt. Wegen ihrer behaarten Blätter und Stängel meidet das Schwarzwild die Pflanze.

Arten- und Grundwasserschutz: Experimente mit dem Anbau der durchwachsenen Silphie haben gezeigt, dass sie nicht nur dabei hilft, die Qualität des Grundwassers zu schützen. Sie dient auch dem Erhalt der Artenvielfalt: Vor allem Vögel und Insekten können die Pflanze den ganzen Sommer über als Nahrungsquelle und Ruheort nutzen. Zudem lassen sich aus einem Hektar durchwachsene Silphie im besten Fall rund 150 kg Honig gewinnen. Da die Blütezeit der Pflanze Ende Juni beginnt und bis Ende August anhält, bietet sie Bienen nämlich auch in einem Zeitraum Nahrung, in dem diese sonst eher weniger Futter finden.

Ertragreichtum: Generell gilt die durchwachsene Silphie als vielversprechende Energiepflanze, steht sie dem Mais in Sachen Ertrag doch kaum nach. Pro Hektar lassen sich bis zu 200 dt Trockenmasse Ertrag gewinnen, die danach direkt siliert wird. Ist die Silierung abgeschlossen, so liegt die Ausbeute an Methan laut KTBL bei 280 Normliter Methan je Kilogramm oTM.

Fest steht also, dass ein Nachteil der durchwachsenen Silphie in ihrer Schutzbedürftigkeit während des ersten Jahres liegt. Doch ist dieses einmal überstanden, so zeigen sich schnell die zahlreichen Vorteile dieser vielversprechenden Nutzpflanze zur Biogaserzeugung.