Treibhausgasneutral, CO2-neutral oder doch lieber klimaneutral? Wenn es darum geht, was Länder, Regierungen und Unternehmen planen, um den Klimawandel zu bremsen, wimmelt es nur so von Begrifflichkeiten. Oftmals synonym genutzt, meinen die Bezeichnungen rund um eine klimafreundliche Neutralität jedoch nicht das gleiche. Welcher Begriff was beinhaltet, was CO2-Neutralität wirklich ist und auf welchem Weg Unternehmen diese erreichen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

CO2-Neutralität – was bedeutet das eigentlich?
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Klima-, Treibhausgas- und CO2-Neutralität – das steckt dahinter

Sie meinen alle etwas Ähnliches, sind jedoch nicht das gleiche: Von CO2-Neutralität über Treibhausgas- bis hin zu Klimaneutralität gibt Ihnen die folgende Auflistung einen Überblick, wie Sie die Begrifflichkeiten ganz einfach voneinander abgrenzen können.

  • CO2-Neutralität: Hierbei geht es um nur eine einzige Art von Emissionen, den Kohlenstoffdioxidemissionen. Ist also von CO2-Neutralität die Rede, sind alle anderen Emissionen und Treibhausgase ausgeklammert. CO2-neutral zu sein, heißt demnach nur, kein Kohlenstoffdioxid auszustoßen.
  • Treibhausgasneutralität: Dieser Begriff schließt die Emission sämtlicher Treibhausgase ein. Möchte ein Akteur treibhausgasneutral sein, darf er Atmosphäre und Klimasystem nicht mehr durch den Ausstoß von Treibhausgasen beeinflussen. Neben CO2 schließt das beispielsweise auch Methan, Lachgas oder Fluorkohlenwasserstoffe ein.
  • Klimaneutralität: Im Unterschied zu Treibhausgas- und CO2-Neutralität geht Klimaneutralität noch einen Schritt weiter und bezieht sich auf alle Emissionen, die der Mensch verursacht. Neben sämtlichen Treibhausgasen ist damit auch jede Handlung gemeint, die das Klima beeinflusst: Nutztierhaltung, Rückgang von Schnee- und Eisflächen, Änderungen bei der Landnutzung u.v.m.

Würde man alle drei Begriffe bezüglich der erforderlichen Maßnahmen in einem Ranking gegenüberstellen, so wäre CO2-Neutralität das am engsten gefasste Ziel, gefolgt von Treibhausgasneutralität. An dritter Stelle käme die Klimaneutralität als der am weitesten gefasste Begriff. Das bedeutet: CO2-Neutralität bezieht sich „nur“ auf die Einsparung eines einzelnen Treibhausgases, während Klimaneutralität das ganze Spektrum von „Klimaschädlingen“ anspricht.

Netto-Null- und Negativemissionen

Trotz ihrer klaren Abgrenzung werden alle drei Begriffe in den Diskursen rund um Energiewende und Klimawandel jedoch oft als gleichbedeutend genutzt, was den Begriff der CO2-Neutralität deutlich verwässert hat. Hinzu kommt die Unterscheidung von Negativ- und Netto-Null-Emissionen, die sich ebenfalls unterschiedlich auf die Begrifflichkeiten der Klima-, Treibhausgas- und CO2-Neutralität beziehen.

  • Netto-Null-Emissionen: Dass das menschliche Handeln keinerlei Emissionen mehr verursacht, ist nahezu unmöglich. Um Treibhausgas- und/oder CO2-Neutralität zu erlangen, müssen genauso viele Emissionen aus der Atmosphäre entfernt werden, wie zuvor in diese hineingelangt sind. Ist dieser Zustand erreicht, ist von Netto-Null-Emissionen die Rede. Netto-Null meint also, dass die Treibhausgasbilanz aller menschlichen Aktivitäten unter dem Strich bei null liegt und somit neutral ist. Beziehen sich die Netto-Null-Emissionen dabei rein auf CO2, dann lautet die korrekte Begrifflichkeit Netto-Null-CO2-Emissionen. In diesem Fall geht es nur um CO2-Neutralität, alle andere Treibhausgas sind ausgeschlossen.
  • Negativemissionen: Um Netto-Null-Emissionen erreichen zu können, müssen jene Treibhausgase, die das menschliche Handeln nach Durchführung aller Reduktionsmaßnahmen weiterhin produziert, wieder aus der Atmosphäre entnommen werden. Diese entzogenen Emissionen tragen den Begriff Negativemissionen.

Für das Erreichen von Netto-Null- und Negativemissionen gibt es dabei unterschiedlichste Maßnahmen. So sind beispielsweise eine unterirdische Speicherung von CO2 oder aber industrielle Verfahren wie die CCS-Technologie zur Bindung und Speicherung von CO2 denkbar. Auch eine dauerhafte Bindung von Emissionen in natürlichen Ökosystemen wie Mooren oder Wäldern ist möglich.

Andere Länder, andere (Emissions-)Sitten

Welches Land wie viel CO2 sowie andere Treibhausgase ausstößt, ist individuell. Je nach Zusammensetzung der Wirtschaftsaktivitäten kann CO2 einen Großteil der Gesamtemissionen ausmachen (z.B. 90 % in Deutschland) oder aber einen ganz kleinen (z.B. weniger als 50 % in Neuseeland). Abhängig davon variieren auch die Klimaziele der jeweiligen Länder. Dennoch wird der Begriff CO2-Neutralität dabei oftmals gleichbedeutend mit treibhaushausgas- und klimaneutral genutzt – aus Unwissenheit oder aber, um eigene Klimaziele größer erscheinen zu lassen bzw. um Minderungspflichten kleiner zu halten.

Mit der Überarbeitung des Klimagesetzes hat Deutschland sich dem Ziel verschrieben, bis 2045 klimaneutral zu sein. Das beinhaltet (im Vergleich zu 1990), bis 2030 65 % weniger Emissionen auszustoßen und 88 % weniger Emissionen bis 2040. Bis 2045 möchte das Land keinerlei Treibhausgasemissionen mehr verursachen – womit das Ziel der Klimaneutralität strenggenommen eher als Treibhausgasneutralität zu bezeichnen wäre.

In diesem Zusammenhang gilt in Deutschland seit 2021 eine CO2-Steuer bzw. eine CO2-Bepreisung pro Tonne des Treibhausgases. Bis 2025 soll der Preis schrittweise auf 45 Euro pro Tonne steigen.

Was können Unternehmen tun, um CO2-Neutralität zu erreichen?

Die CO2-Bepreisung betrifft so gut wie alle Unternehmen, denn – so die Annahme der Bundesregierung – wer Kohlenstoffdioxid produziert, soll einen Nachteil davon haben, indem er dafür zahlen muss. Das heißt: Jeder, der CO2 ausstößt, muss entsprechende Zertifikate für die Nutzung erwerben. Wie viele das sein müssen, richtet sich nach der konkreten Menge des ausgestoßenen Treibhausgases. Je mehr Kohlenstoffdioxid ein Unternehmen produziert, umso mehr Zertifikate muss es also kaufen. Auf diese Weise hofft die Regierung, bis 2045 eine CO2-Neutralität erreichen zu können.

Da die CO2-Bepreisung alle Brennstoffe betrifft, bei deren Nutzung Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gelangt, sind etliche Unternehmen von der Steuer betroffen. Ob Kraftstoffe, Heizöle, Erdgas oder Flüssiggase – wer einen dieser Brennstoffe gebraucht, muss seit 2021 hierfür einen zusätzlichen Kostenfaktor in Kauf nehmen. Die Emissionen durch einen CO2-Preis rein finanziell auszugleichen, reicht allerdings nicht aus. Denn es gibt weitere Faktoren, die den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens beeinflussen. Ob Gebäudemanagement, Fuhrpark oder Kantinenessen, Dienstreisen oder Dokumentenmanagement – es gibt etliche Faktoren, die auf die CO2-Neutralität eines Unternehmens einwirken.

Fünf Ideen für das Erreichen von CO2-Neutralität

Bevor es um konkrete Maßnahmen geht, die Unternehmen ein Stück näher an das große Ziel der CO2-Neutralität heranbringen können, ist eine Sache ganz entscheidend: der Ist-Zustand. Denn nur, wenn ein Unternehmen weiß, wie groß sein ökologische Fußabdruck und seine CO2-Bilanz wirklich sind, kann es Gegenmaßnahmen ergreifen.

Und wie geht es dann weiter? Die folgenden fünf Ideen können Unternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität helfen.

1. Digitalisierungsmaßnahmen umsetzen

Muss es immer die Dienstreise sein oder reicht ein Videocall? Muss jede E-Mail ausgedruckt werden oder reicht das digitale Speichern und Abheften? Muss jede Rechnung per Post verschickt werden oder geht es auch elektronisch? Ob Dokumentenmanagement oder Mitarbeitereinsatz – gerade wenn es um Papierverbrauch, Dienstreisen und Einsatzplanung geht, lässt sich einiges an Emissionen einsparen.

2. Gebäudesanierung

Der Gebäudesektor ist nach wie vor einer der größten Emittenten. Energetische Sanierungen sowie der Bau CO2-neutraler Gebäude können nicht nur den Energieverbrauch eines Unternehmens senken, sondern gleichzeitig auch die Emissionen signifikant herunterfahren.

3. Auf emissionsarme Energieträger setzen

Jedes Unternehmen braucht Energie in Form von Strom und Wärme. Doch Energie ist nicht gleich Energie. Um CO2 sowie andere Emissionen einzusparen, lohnt es sich, von fossilen Brennstoffen auf emissionsarme, erneuerbare und CO2-neutrale Energieträger wie Wind, Sonne, Biomasse oder Biogas zu setzen.

4. Lokales Energiemanagement

E-Autos statt Verbrenner, eigene Ladestationen oder die Nutzung von Smart Grids – gerade wenn es um die Reduktion von Emissionen geht, bieten Energiekonzepte, die sämtliche Energieflüsse innerhalb eines Unternehmens miteinander vernetzen, etliche Einsparpotenziale.

5. Unvermeidbare Emissionen kompensieren

„Real Zero“, also die echten, physischen Verringerung der eigenen CO2-Emissionen, zu erreichen, ist nicht für jedes Unternehmen möglich. Denn manche Emissionen sind unvermeidbar. Um hierfür einen Ausgleich zu schaffen, bietet es sich an, die eigenen Emissionen beispielsweise durch die Unterstützung von Renaturierungsmaßnahmen, Klimaschutzprojekten o.ä. zu kompensieren. So lässt sich das Ziel der CO2-Neutralität trotzdem erreichen.