Die Corona-Krise beeinflusst alle Branchen. Zwar kommen die Auswirkungen auf unterschiedlichste Weise daher, doch jedes Unternehmen, jede Industrie, jeder Betrieb ist betroffen. Das gilt auch für die Energiebranche. Während die Pandemie hier zunächst nach einer großen Chance für die Energiewende aussah, zeigte sich schnell, dass Corona die Energiebranche ebenfalls negativ beeinflusst.
Warum das so ist, welche konkreten Faktoren sich in schlechte Prognosen gewandelt haben und wie der Weg aus der Krise, die durch Corona für die Energiebranche entstanden ist, aussehen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Vom Optimismus im Juni…
Mit dem plötzlichen Lockdown brach der Flugverkehr ein, weniger Autos waren auf den Straßen unterwegs und Treibstoffe sanken in ihrem Preis. Auf einmal musste die von extrem hohen Dividenden verwöhnte Ölbranche Abstand von Gewinnen nehmen. Das Klima verbesserte sich signifikant und der Wandel im Energiesektor schien sich zu beschleunigen. Damit sah es so aus, als wären die Auswirkungen von Corona auf die erneuerbare Energiebranche definitiv positiv.
Hinzu kam, dass die Geschäfte für Wind- und Solarenergie unverändert weiter liefen. Mehr Investments für „grüne“ Energie waren aus diesem Grund durchaus denkbar. Ein weiterer positiver Aspekt: Große Unternehmen wie Ikea, Microsoft oder Google trieben das Thema „Energiewende“ weiter voran und hielten es im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Und mit Wiederaufleben von Wirtschaft und Gesellschaft nach dem ersten großen Lockdown stieg auch die CO2-Bepreisung wieder – auf 20 Euro pro Tonne. Alles sah danach aus, dass Corona die Energiebranche nicht nachhaltig negativ beeinflusste.
…zu Pessimismus im September
Doch was gut angefangen hatte, änderte sich schnell. Denn mit dem Herunterfahren der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens sank auch die Investitionsbereitschaft von Unternehmen. Nach wie vor sah ein Großteil der Bevölkerung die Energiewende als sehr wichtiges Thema an, doch die Kosten für Photovoltaik und Solarthermie, KWK und Biogasanlagen schienen angesichts der finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie viel zu hoch. So überlegten Unternehmen lieber zweimal, welche Investitionen getätigt werden sollten und welche sich aufschieben ließen – der Start für die negativen Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche.
Neben der sinkenden Bereitschaft der Unternehmen, in effiziente Energieerzeugungsanlagen zu investieren, zeigte sich auch der Stromverbrauch in Deutschland als Auswirkung von Corona auf die Energiebranche. So vermeldete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in den Monaten April und Mai einen Rückgang des Stromverbrauchs um 10 Prozent.
Was bedeutet Corona also für die Energiebranche?
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass trotz aller negativen Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche auch positive Tendenzen zu erkennen sind. Für die Sommermonate Juni und August konnte das BDEW in Privathaushalten nur einen kleinen Rückgang bei der Nutzung von Fernwärme (-1,3 Prozent im Vergleich zu Juni 2019) sowie ein großes Plus bei der Nutzung von Erdgas zur Wärmegewinnung (+16,4 Prozent im Vergleich zu August 2019) feststellen. Und auch der Gebrauch von Erdgas zur Stromversorgung ist im Vergleich zum August 2019 um 7,9 Prozent gestiegen. In der Industrie waren die Zahlen nur leicht rückläufig und sind mittlerweile auf dem Weg der Erholung.
Kritischer sieht es im Bereich von Biogas- und KWK-Anlagen aus. Gerade im Bereich der Förderungen und Ausschreibungen zeigen sich die Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche deutlich. Viele Anlagenbauer und -betreiber befürchten Verzögerungen bei der Umsetzung von noch ausstehenden sowie von bereits bezuschlagten Ausschreibungsprojekten. Das würde zu einer Nichteinhaltung gesetzlicher Fristen führen und die Realisierung ganzer Projekte in Gefahr bringen. Auch deswegen hatten Branchenvertreter an die Politik appelliert, Erleichterungen durch Fristverlängerungen und Verzicht auf Sanktionen bei möglichen Verzögerungen zu schaffen.
Diese Maßnahmen für KWK-Anlagen hat die Bundesnetzagentur beschlossen
Fristen für Ausschreibungen:
Grundsätzlich sollen sämtliche Ausschreibungen für KWK-Anlagen weiter zu den üblichen Terminen erfolgen, sind diese doch gesetzlich festgeschrieben. Teilnehmer müssen ihre Gebote deswegen nach wie vor fristgerecht einreichen. Neu ist, dass die Zuschlagsentscheidungen nicht öffentlich bekanntgegeben werden. Diese Ausnahmen gelten ebenfalls für Biomasseanlagen, die bereits einen Zuschlag erhalten haben. Sämtliche Fristen, die Vertragsstrafen, Zahlungen, o.ä. betreffen, werden zunächst ausgesetzt, um die Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche zumindest ein bisschen zu kontrollieren.
Fristen für Projektierer:
Für eine Verlängerung der gesetzlichen Fristen bezuschlagter Biomasseanlagen genügt ein formloser Antrag. Zudem soll es keinerlei Sanktionen bei Fristüberschreitungen geben. Bei bereits bezuschlagten KWK-Anlagen sieht die Bundesnetzagentur bisher keinen Handlungsbedarf hinsichtlich der Fristen.
Aufschub bei Energieaudits
Auch bei den sogenannten Energieaudits zeigen sich die Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche. KMUs dürfen die alle vier Jahre verpflichtend durchzuführenden Energieberatungen wegen der Pandemie mit entsprechender Begründung nachholen. Als Gründe gelten hier sowohl der Schutz der Mitarbeiter vor einer Ansteckung, krisenbedingte Betriebsschließungen oder Betretungsverbote für externe Personen. Nachgeholt werden müssen die Audits aber in jedem Fall. Stichprobenkontrollen des BMWi finden derzeit ebenfalls nicht statt.
Wie kommt die Energiebranche aus der Corona-Krise?
Für Unternehmen, die die Auswirkungen von Corona auf die Energiebranche spüren, gilt es zunächst, sämtliche Fristverlängerungen so gut es geht in Anspruch zu nehmen, sollten diese benötigt werden. Darüber hinaus gibt es verschiedene finanzielle Hilfen, wie beispielsweise von der KfW-Bank, die Unternehmen dabei unterstützen, offene Posten zu bezahlen und den Betrieb weiterlaufen zu lassen. Wie sehr das in der Realität tatsächlich hilft, ist bisher noch offen.